Aufruf Autonomia Nr.3: Zeit_lichkeit

 
Wir haben mal wieder das Gefühl zu spät zu sein. Die letzte Autonomia ist schon seit Dezember gedruckt und im Mai haben wir endlich die Zeit gefunden uns zu treffen. Oder der richtige Moment und eine gute Idee für das nächste Schwerpunktthema ließen etwas auf sich warten.
 
Unser nächstes Thema begeleitet uns immer und alltäglich, prägt und strukturiert unsere Leben, bleibt aber häufig beiläufig, nicht besprochen, nicht hinterfragt. Beim Sprechen und Nachdenken über Zeit_lichkeit, sind uns unheimlich viele Anknüpfungspunkte eingefallen, über die wir gerne mehr sprechen, hören, lesen, sehen würden …
 
Da ist das Gefühl keine Zeit zu haben, zu spät zu sein, von sich selbst oder von anderen unter Zeitdruck gesetzt zu werden, aber auch sich zu langweilen, auf der Stelle zu treten, sich im Kreis zu drehen. Als Queerfeminist*innen versuchen wir andere Umgangsformen zu finden, uns von der kapitalistischen patriarchalen Kontrolle über unsere Körper und unsere Lebenszeit zu lösen. Dieses System gibt uns ein vermeintlich perfektes Management vor, in dem wir gerade als FLINTA* unsere Vorstellung und Identitäten nicht so leben können, wie wir es uns erträumen. Es gibt aber auch Momente in denen wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren, in der Sonne gelegen haben und über gute Gespräche die Zeit vergessen haben, uns in vergangenen Zeiten und Archiven über linke und queerfeministische Geschichte und den Erzählungen über emanzipatorische Kämpfe verloren haben uns zurückgesehnt haben. Wir haben das Gefühl von Ereignissen überrollt und überholt zu werden, gar nicht mehr dazu in der Lage sind angemessen zu reagieren auf andauernde Kriege, den antifeministischen und queerfeindlichen Backlash, oder die drohende Klimakatastrophewir leben in unruhigen Zeiten. Die Corona-Pandemie und der Ukraine Krieg werden als Zeitenwende bezeichent und genutzt um staatliche Maßnahmen umzusetzen, die jahrelang nicht denkbar waren. Daraus entsteht eine Passivität, die letztlich den herrschenden Verhältnissen nutzt. Angesichts dieser zusammenkommenden Krisen fragen wir uns immer wieder was sinnvoll wäre zu tun. Wir haben (wie immer) das Gefühl, es ist Zeit für Veränderung, wir suchen nach und scheitern an Ideen für einen Aufbruch in andere Zeiten. Doch manchmal müssen wir unseren Blick auf Zeit_lichkeiten ändern, andere Zeit_lichkeiten denken, oder ihn auf andere Orte ausweiten, die sich schon in Veränderung befinden. Wir wollen versuchen uns anderen Zeitvorstellungen zu öffnen, wie Zyklen, Un/Zeit, RaumZeit.
 
Wir wollen versuchen ein anderes Schreiben, und eine andere Wissensproduktion zu ermöglichen. Also legt los, alleine, zu zweit, zu ganz vielen und kollektiv und schickt uns eure Bilder, Texte, oder Collagen, … zu, wir drucken sie ab!
 
Es würde uns freuen, wenn ihr Lust habt ein paar kurze Sätze zu eurer Perspektive/ Positionierung zu formulieren, also beispielsweise wer ihr seid, wie ihr lebt, mit was ihr in eurem Alltag konfrontiert werdet… Dabei ist natürlich euch überlassen wie viel ihr preisgeben möchtet, ihr könnt auch anonym oder als Gruppe etwas verfassen. Wir wünschen uns außerdem einen gender- und diskriminierungssensiblen Sprachgebrauch, wie Ihr diesen konkret formuliert bleibt auch euch überlassen. Sprich: wir werden keine einheitlichen Anpassungen vornehmen.   
 
Falls ihr die alten Ausgaben nochmal lesen wollt, oder wissen möchtet wer wir sind findet ihr uns unter autonomiamagazin.blackblogs.org. 
Schickt eure Einsendungen bis zum 1.Oktober an autonomiamagazin@riseup.net. 
 
Jetzt machen wir Pause, eure Zeit ist gekommen. Wir freuen uns auf eure Einsendungen für die Autonomia mit dem Schwerpunktthema Zeit_lichkeit!